Immer wieder erlebe ich Diskussionen und befinde mich plötzlich auch mittendrin, wo ich mir denke: „Ist die Welt denn wirklich so klein?“ Meine ist es nicht. Aber die Welt vieler Menschen, wie es aussieht.

Besonders auffällig finde ich, dass vor allem Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten, einen recht eingeschränkten Blickwinkel haben. Mir wurde auch von meinen Eltern mitgegeben, dass ich einen redlichen Beruf lernen und darin arbeiten soll. Am besten von der Lehre bis zur Bahre. So hieß das früher.

Heute haben wir alle die Möglichkeit, mehr zu tun, als nur für eine Handvoll Taler Kreuz und Knochen kaputt zu schuften. Natürlich brauchen wir auch die Menschen, die die harte körperliche Arbeit machen. Vieles ist ja bereits durch Maschinen deutlich vereinfacht worden, was nicht zuletzt auch Arbeitsplätze gekostet hat. Anderswo wurden aber auch Arbeitsplätze neu geschaffen und schlechter geht es uns als Gesellschaft dadurch ganz sicher nicht.

Ja, der eine oder andere ist durch Rationalisierungsmaßnahmen und Automatisierungen überflüssig geworden. An dem Platz, den er vorher hatte. Überflüssig ist aber niemand. Für jeden gibt es einen Platz.

Karo hat gelernt

In meinem direkten persönlichen Umfeld gibt es eine Frau, die traut sich nicht einmal, das auszuprobieren, obwohl sie die Möglichkeit dazu hätte. Was ihr fehlt, ist die rechte Idee, was sie aus sich und ihrem Leben machen und wie sie anderen damit helfen könnte.

Helfen ist der Dreh- und Angelpunkt von allem irgendwie. Wenn ich ein Produkt verkaufen will, muss es jemanden geben, der es kauft. Derjenige wird es kaufen, weil er es gebrauchen kann, weil ihm irgendetwas dadurch vereinfacht wird. Vielleicht spart er Zeit oder Aufwand, vielleicht macht es irgendwas bequemer, schöner, leckerer, was auch immer.

Die Frau, die ich gerade ansprach, nennen wir sie Karo, hat in ihrer Jugend eine Ausbildung im Bereich Bekleidungsfertigung gemacht. Nach einigen Jahren Berufserfahrung wechselte sie in die Gastronomie und hatte an diesen Jobs, es waren mehrere, viel Spaß. Durch eine gastronomische Bruchlandung und persönliche Veränderungen kam sie in die Gebäudereinigung. Das war schon harte Arbeit. Viel Fahrerei, ständig mit immer kalt werdendem Wasser in Kontakt, wenig Geld und Arbeitszeiten jenseits von allem, was gut ist, sorgten für die ersten körperlichen Leiden und für deutliche Einschnitte im finanziellen Bereich.

Karos Entscheidung, ihre Mutter zu unterstützen und dorthin zu ziehen, war zum Zeitpunkt der Entscheidung verfrüht, im Nachhinein jedoch ganz gut. Ihre Mutter war noch lange nicht alt und pflegebedürftig, verstarb dann aber durch eine schwere Krankheit innerhalb sehr kurzer Zeit. Sie hinterließ Karo eine nicht unerhebliche Menge Geld und ein Haus.

Das Geld reicht nicht, um für den Rest ihres Lebens die Füße hochzulegen, auch will Karo ihren Kindern wiederum etwas hinterlassen. Aber sie hätte die Möglichkeit, sich für eine Weile eine Auszeit zu nehmen, und darüber nachzudenken, was sie mit dem Rest ihres Lebens machen will.

Wer ist Karo?

Karo ist die Generation Boomer, eineinhalb Dekaden hat sie noch bis zur regulären Rente. Die wird nicht sonderlich hoch sein und ob sie sie erreicht, ist nur bedingt sicher. Klar, erreichen wird sie sie schon, aber wie? Erhebliches Übergewicht, Anflüge von ernsthaften Gelenkerkrankungen, selbstgemachter Stress. Karo opfert sich für andere auf, sehr viel auch für ihre Kinder, die schon lange aus dem Haus sind.

Ich habe Karo gefragt, was sie gerne tun würde, mit was sie gerne ihren Lebensunterhalt verdienen würde. Zuerst bekam ich Antworten in der Richtung, dass sie am liebsten den ganzen Tag am Strand in der Sonne liegen würde. Dann noch ein wenig ums Haus kümmern und abends chillig in die Strandbar. Ihre Vorstellung reicht nicht aus, sich vorzustellen, was passiert, wenn sie das drei Monate lang gemacht hat.

Irgendwann kam sie auf die Idee, dass sie gerne eine Strandbar eröffnen würde. Sie hat gerne mit Menschen zu tun, sie unterhält sich gerne, sie unterhält die Menschen gerne. Das kann sie auch. In der Vergangenheit waren es oft Stammgäste, die sie bedient hat, in einer Strandbar würden die Gäste ständig wechseln. Es wäre ein Saison-Geschäft. In einem Land, dessen Sprache sie nicht spricht. Aber da steht nun mal das Haus ihrer Mutter, das jetzt ihres ist.

Arbeiten für andere

Karo sieht sich immer nur selbst arbeiten. Dass andere für sie arbeiten, existiert für sie praktisch nicht. Ihre Mutter hat immer auch selbst gearbeitet und dieses Denken an Karo weitergegeben. Selbständig oder gar Unternehmer, das waren immer nur andere und das waren die Bonzen, die ohne Betrug gar nicht reich werden konnten.

Auch ihr Lebensgefährte, nennen wir ihn Stefan, hat Karo einen ruinösen Gedanken eingepflanzt. Stefan hatte eine Firma für Gebäudereinigung, in der Auch Karo gearbeitet hat. Die erste Firma hat Stefan in den Sand gesetzt, sie ging insolvent. Seiner Aussage zufolge war seine erste Ehefrau Schuld daran und die Geschichten, die ich gehört habe, sind wirklich haarsträubend. Wenn allerdings die Frau, die nicht einmal in der Firma arbeitet, die Möglichkeit hat, die Firma zu ruinieren, ist schon der Aufbau der Firma sehr nachlässig, wenn nicht sogar schlampig erfolgt.

Stefan hat eine zweite Firma der gleichen Art aufgebaut, allerdings kleiner, mit weniger Mitarbeitern. Die Mitarbeiter wurden an der unteren Grenze des Vertretbaren bezahlt und sie wurden nach meinem Dafürhalten ausgenutzt. Dafür bedurfte es nicht einmal irgendwelcher ausländischen Firmen mit undurchschaubaren Vertragswerken, das ist mit deutschem Recht ohne Weiteres Möglich.

Das Problem, das Stefan immer sah, war, dass er glaubte, keine guten Preise verlangen zu können. Also konnte er seine Mitarbeiter nicht vernünftig bezahlen. Dass man für knapp über Mindestlohn auch nur Mitarbeiter bekommt, die knapp über nichts tun, sollte klar sein.

Stefan arbeitete viel auch auf eine Weise, die ich als Volkswirtschaftsschädigung bezeichne. Der verbleibende Rest wurde von ihm nicht korrekt bei Finanzamt und Krankenkasse angemeldet und abgeführt. Die Folge war eine zweite Insolvenz und die wird er bis zum bitteren Ende bezahlen. Er darf die Krankenkasse nicht wechseln, bekommt nur ein Mindestmaß an Leistung für sich selbst und ist körperlich auch bereits am Ende. Die zehn Jahre, die er noch bis zur Rente hat, schafft er nicht mehr. Und ob er je in die Rentenkasse so viel eingezahlt hat, dass da ein brauchbarer Betrag wieder herauskommt, bezweifle ich.

So hat Stefan die Hälfte seines Lebens damit verbracht, anderen Menschen eine Arbeit abzunehmen, sich von seinen Kunden die Preise diktieren zu lassen und trotz unredlicher Geldverteilung nichts davon „für später“ zur Seite zu legen. Stefan lebt von einem dreistelligen Eurobetrag pro Monat.

Was folgt daraus?

Karo hat nun also gelernt, dass sie immer viel, hart und redlich arbeiten soll, dass Ausbeutung normal ist und dass man es vermeiden muss, Steuern zu zahlen, denn dann geht ja Geld aus der Kasse heraus. Karo will keine Steuern zahlen, Stefan hat ihr beigebracht, dass Steuern zahlen doof ist. „Da kassieren ja nur andere für Deine Arbeit“, sagt er.

Was Karo nicht gelernt hat, ist, dass Arbeit nicht unbedingt die Knochen kaputt machen muss, dass Arbeit auch gut bezahlt werden darf und dass Steuern zu sparen zwar legitim ist, dass man dafür aber gefälligst die steuerrechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen darf. Und davon gibt es durchaus genug.

Karo weiß noch immer nicht, was sie mit ihrem Übergewicht und kaputten Gelenken und aus ihren Möglichkeiten machen soll. Die Schmerzen sind inzwischen normal. Vor dem Spiegel gefällt sie sich schon lange nicht mehr. Aber sie ändert auch nichts. Folglich wird es so weitergehen und am Ende schlimmer werden. Die Gewohnheiten in Sachen Ernährung und Bewegung tragen nicht zur Besserung bei. In dem körperlich anstrengenden Zweischicht-Job, der rein körperlich schon eher für Männer geeignet ist, macht es auch nicht besser und ihr Verdienst ist gelinde gesagt eine Frechheit. Ihr Arbeitgeber ist dem Denken von Stefan nicht unähnlich: ausbeuten, was geht, der Mensch ist austauschbar.

Hätte, könnte…

Karo könnte sich locker ein halbes Jahr an den Strand in die Sonne legen und über Wünsche und Möglichkeiten nachdenken, ohne irgendwem auf der Tasche zu liegen. Und danach wäre immer noch genug Geld da, um damit ein Geschäft aufzubauen und ein Jahr lang einen finanziellen Rückhalt zu haben.

Allein fehlt ihr inzwischen die Kraft, zu sagen: „Hier bin ich, wo ich bin, ist vorne und jetzt alle Mann mir nach!“ Das war Karo früher. Heute nicht mehr. Und die Kraft wird immer weniger. Wie sie das geerbte Geld am besten anlegen soll, weiß sie auch nicht. Sie hat es nie gelernt. Aber den Willen, das z.B. übers Internet herauszufinden, hat sie auch nicht. Ihr Gedanke war, das Geld ihrer Bank zur Verwaltung zu überlassen und in ETFs zu investieren.

Grundsätzlich ist so ein ETF keine schlechte Sache, aber auch hier fehlt Karo eine Kleinigkeit im Denken: Die Bank zeigt ihr die Zahlen der letzten drei Jahre. Die liefen gut. Schaut man sich dagegen die letzten 30 Jahre an, gab es praktisch keine Wertsteigerung. Nicht einmal der Inflationsverlust ist vollständig ausgeglichen worden.

Das ist natürlich ohnehin ein Problem: die Regierung gibt zur Inflation gerne Zahlen heraus, die bei weitem nicht die Realität abbilden. Wenn es heißt: „Die Inflation beträgt nur 1,5%“, dann ist das der Wert, der aus ein paar hundert Preisen ermittelt wird und mit Umständen in Relation gesetzt wird, die nichts mit dem Geld in der Kasse zu tun haben.

Crashkurs Inflation

Die Inflation, wie sie regelmäßig von der Regierung und einigen Organisationen errechnet und veröffentlicht wird, errechnet sich aus den Preisen von Dingen des öffentlichen Lebens.

Wie ist das zu verstehen?

Wenn die Nudeln teurer werden, werden nicht zwingend die gleichen Nudeln zur Berechnung herangezogen, sondern möglicherweise ein Vergleichsprodukt, das aber nicht zwingend der gleichen Qualität entsprechen muss. Wenn das Fleisch teurer wird, wir geschaut, ob es Fleisch gibt, das genauso aussieht und heißt, aber billiger ist. Die gleiche Qualität ist nicht zwingend Voraussetzung für den Vergleich.

Durch solche Praktiken ist es in der Vergangenheit gelungen, zu behaupten, die Lebensmittel wären kaum teurer geworden. Was in den Zahlen nicht steht, ist der Umstand, dass das Fleisch aus einer anderen Haltungsqualität stammt oder mit „Flüssigwürze“ aufgepimpt ist, die sich beim Braten sehr schnell wieder auflöst. Schrumpfende Schnitzel, schon mal gesehen? Beim Einkauf sind 100 Gramm immer noch 100 Gramm, in der Bratpfanne nicht unbedingt.

Bei den Nudeln ist es vielleicht die Mehlqualität oder die Anzahl der Eier pro Tonne. Die „Basisbutter“ ist vielleicht nicht teurer geworden, aber Du bekommst sie schon lange nicht mehr überall. Du bekommst sie heute nur noch bei Discountern. Wer früher im Fachgeschäft einkaufen gehen konnte, muss heute zu den Besserverdienern gehören.

Der Strom wird teurer, aber es gibt ein paar neue Billiganbieter. So wird der Durchschnitt gedrückt und schon ist die Inflation nicht ganz so hoch.

Bei Autos wird argumentiert, dass ja auch immer mehr Assistenzsysteme, Airbags und andere Annehmlichkeiten verbaut werden. Ja, das stimmt zwar, aber wenn Du einen Neuwagen unter 20.000 Euro kaufen willst, bleiben Dir nicht viele Möglichkeiten. Vor 45 Jahren kostete der erste Golf GTI umgerechnet 7.100 Euro. Heute fängt die Preisliste bei 36.000 Euro an.

Natürlich haben wir mehr Sicherheit, die sollte uns was wert sein. Der Komfort auch. Und schneller ist er auch. Aber jetzt mal für die Zunge, zum darauf zergehen lassen: das ist der fünffache Preis. Vermutlich hast Du vor 45 Jahren noch gar nichts verdient. Frag also jemanden, der damals schon gearbeitet hat, was er damals verdient hat und ob er sich mit dem gleichen Aufwand ein fünfmal so teures Auto kaufen kann. Ob er fünfmal so viel verdient, wie damals. Ich bin zwar erst Anfang der 1980er angefangen zu arbeiten, aber wenn ich das hochrechne, ist mein Arbeitsentgelt für abhängige Arbeit nicht so stark gestiegen. Das billigste Auto vom gleichen Hersteller ist allein doppelt so teuer, wie der GTI vor 45 Jahren. Aber der ist kleiner und deutlich langsamer, als der damalige Neuflitzer.

Immobilienpreise spiegeln die Inflation ebenfalls nicht wieder. Ich zahle heute den doppelten Quadratmeterpreis für eine Mietwohnung, wie noch vor 20 Jahren. Ja, jetzt habe ich bessere Fenster, das war es aber auch schon mit den Verbesserungen. Heute ein Haus kaufen? Einen Teufel würd‘ ich. Wer bei den heutigen Preisen für sich privat ein Haus kauft, muss seinem Geld wohl böse sein. Das hat nichts mehr mit Preis und Wert und Steigerung zu tun, das ist die Folge von Spekulationen und Ausreizen von allem, was geht. Dazu kommen einige gesetzliche Forderungen unter dem Deckmantel des Umweltschutzes im Sinne der Energieeinsparung, die ich allerdings eher für lächerlich halte. Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum für eine Energieeinsparung von gerade mal einem Prozent ein Aufwand betrieben werden muss, der zehn Prozent des Preises ausmacht.

Gerne wird auch argumentiert, dass der Benzinpreis so niedrig ist, wie seit Jahren nicht mehr. Und es stimmt: vor etwa 10 Jahren war das Benzin teurer, als jetzt. Wer aber profitiert davon? Richtig, Vielfahrer. Hat die Bahn dafür schon mal ihre Preise gesenkt? Oder wurde der Salat dadurch billiger? Oder eine Waschmaschine?

Gut, man kann heute Waschmaschinen für 200 Euro kaufen. Das sind die mit den Sollbruchstellen. Oder ohne Reparaturmöglichkeit. Alles schon festgestellt worden.

Die Preise steigen und zwar jedes Jahr um mehr als zwei oder drei Prozent. Wenn Du mit vier bis fünf Prozent rechnest, stehst Du ganz gut da. Was bedeutet das aber im Hinblick auf „Arbeiten oder lassen“?

Du müsstest selbst jedes Jahr eine Gehaltserhöhung von vier bis fünf Prozent bekommen, um Deinen Standard zu halten. In einem Jahr wirst Du Dich dabei verbessern, in einem anderen Jahr musst Du länger sparen, je nachdem, welche Preise gerade unauffällig steigen. „Unauffällig“, da fällt mir was ein: Vor zwei Jahren hat ein Hersteller von Stapelchips, diese gepressten Kartoffelflocken in runden Pappdosen, den Preis beibehalten, aber den Inhalt von 170 auf 100 Gramm reduziert. Ohne jeden Hinweis.

Vor sechs Jahren stieg der Preis für einen Liter meines damaligen Lieblingsweichspülers von 1,19 auf 1,89. Weicher hat der nicht gespült.

Inflation ist also ein Zahlenspiel, mit dem versucht wird, den Verbraucher bei Laune zu halten. Ein Abbild der Realität ist das nicht. Sag das mit den vier bis fünf Prozent pro Jahr mal einem Hartz-IV-Empfänger. Soll der etwa an den Benzinkosten für sein nicht vorhandenes Auto sparen? Fleisch noch billiger kaufen und trotzdem die Bauern unterstützen wollen? Wie denn?

Welche Optionen hast Du?

Du kannst jetzt versuchen, mehr Geld zu verdienen. Jedes Jahr fünf Prozent mehr ist kein leichtes Unterfangen. Das schaffen nicht einmal die Gewerkschaften. Du kannst den Job wechseln, in einer anderen Firma anfangen. Irgendwann sind diese Möglichkeiten aber auch erschöpft.

Dann kannst Du Dich selbständig machen. Selbständig hat es schon im Wort, dass Du selbst ständig arbeiten musst. Wenn Du von Deinen Kunden 30 Euro pro Stunde verlangst, legst Du drauf. Egal, was Du machst. Jedes Jahr eine Preiserhöhung von fünf Prozent mehr durchzusetzen, ist auch nicht einfach. Irgendwann bist Du bei 500 Euro pro Stunde. Wenn Du die Buchhaltung, den Einkauf und die Produktion selbst machst, kommst Du auf höchstens 40 Stunden berechenbarer Zeit pro Woche. Du musst ja auch irgendwann schlafen.

Damit kannst Du bei Vollauslastung 80.000 Euro im Monat herausholen. Dann ist Schluss, mehr geht nicht. Vorausgesetzt, jemand zahlt Dir 500 Euro. Nach Steuern und Sozialabgaben bleiben Dir 40.000 Euro. Der Idealfall. Ja, davon kannst Du 35.000 Euro im Monat weglegen. Theoretisch. Denn praktisch brauchst Du dann eine Putzfrau, einen Koch und immer wieder teure Aufmerksamkeiten für Partner und Kinder. Und weil Du so hart arbeitest, willst Du Dir auch „mal was gönnen“. Also kannst Du 20.000 im Monat weglegen. Macht im Jahr 120.000, nach acht Jahren bist Du Millionär. Und dann? Fängst Du wieder von vorne an.

Egal, wo und wie Du anfängst: wenn Du immer nur Stunde gegen Taler arbeitest, ist die Grenze nach oben gesetzt. Du kannst Personal einstellen, das weniger kostet, als es Dir einbringt. Das ist schon mal eine sehr, sehr gute Idee. Wer Deine Arbeit teilweise übernehmen kann und für weniger Lohn das gleiche einbringt, macht Dich reicher. Wenn Du es richtig machst.

Weil es aber schwierig wird, 500 Euro pro Stunde für was auch immer zu bekommen, kommen wir mal wieder auf den Boden der Realität für die meisten unter uns zurück. Ja, es gibt die Menschen, die wirklich solche und noch viel höhere Preise aufrufen. Aber da bewegen wir uns in Bereichen, für die diese Seite und besonders auch dieser Artikel nicht gedacht ist.

Gehen wir mal von einem Verkaufspreis von 100 Euro pro Stunde aus. Deinem Mitarbeiter bezahlst Du 50 Euro. Also brauchst Du zwei davon, um beim gleichen Verdienst zu bleiben. Die dürfen weder krank werden, noch Weiterbildung in die Arbeitszeit legen. Um das zu kompensieren, brauchst Du einen dritten Mitarbeiter. Langsam steigt jetzt der Aufwand mit Telefonaten, Mitarbeiterverwaltung und Infrastruktur. Du brauchst also eine Verwaltung und der Steuerberater will mehr Geld haben. Die Verwaltung bringt aber kein Geld ein, jedenfalls nicht direkt. Folglich brauchst Du einen vierten „teuren Mitarbeiter“, der das wieder ausgleicht. Um für die vier genug Arbeit zu haben, wird es Zeit für einen Vertriebler. Um auch den zu bezahlen, brauchst Du noch einen teuren Mitarbeiter und ein größeres Büro mit mehr Heizkosten, einer Telefonanlage (ok, die sind heute digital) und getrennten Toiletten für Männlein und Weiblein. Und außerdem eine leistungsfähige Kaffeemaschine. Und Firmenwagen.

Das ist ein Karussell, eine Spirale und Du musst das Gleichgewicht hinbekommen, damit für Dich genügend übrigbleibt.

Aber so gibst Du mehreren Menschen Arbeit und Einkommen und wenn Du es richtig machst, funktioniert das alles auch dann, wenn Du mal eine Weile nicht da bist. Wenn das nicht klappt, lerne. Lerne, Dein Unternehmen so zu führen, dass es ohne Dich funktioniert.

Karo und Stefan

Für Karo und Stefan ist diese Welt unvorstellbar. Sie können sich beide nicht da hineindenken. Es ist eine Frage der intellektuellen Flexibilität, ob es jemand zulässt, sich weiterzuentwickeln. Wenn Du Dich in Stefan oder Karo wiedererkennst, kannst Du so weitermachen, wie bisher. Du wirst damit auch die Ergebnisse wie bisher einfahren. Willst Du aber die Freiheit, auch mal ausfallen zu dürfen oder Dir die Zeit zu nehmen, neue Ideen zu denken und andere Dinge zu tun, musst Du lernen. Und machen. Manchmal lernt man auch beim Machen.

Ja, Du kannst Fehler machen und die können Geld kosten. Aber ohne etwas zu verändern, hast Du auch keine Chance auf einen deutlich höheren Gewinn. Naja, außer vielleicht beim Lotto. Hast Du Dir da mal die Chancen angesehen? Im Durchschnitt müsstest Du ein paartausend mal leben, bevor Du etwas gewinnst. Hast Du das mit der Wiedergeburt so gut raus?

Denk‘ mal darüber nach!

Jörg

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