Wir schreiben das Jahr der Krone. Ein paar Tage noch.
Und wir schreiben das Jahr des unsäglichsten Eintrags im Duden: „Gästin“.
Ein weiteres Jahr, in dem der Genderwahn Geduldsfäden überspannt hat. Ein Jahr, das gezeigt hat, wie mimimi die härtesten unter der Sonne sind, wenn sie die Welt retten könnten. Ein Jahr, das offenbart, wie viele Menschen ihre Energie eher in Richtung Bizeps denn ins Hirn kanalisieren. Ein Jahr, in dem sich selbst zu widersprechen, sogar dem Widerspruch zu widersprechen scheint.
Und dann das.
RASISSMUS! SEXISMUS!
Gerade durfte ich lesen, dass die aktuelle Edeka-Werbung rassistisch und sexistisch ist. Warum? Nun: man zeigt eine ganz offensichtlich mitteleuropäische Standardfamilie. Die Frage nach dem diesjährigen Weihnachtsessen zeigt zwei Essen aus der Vergangenheit, die sich an der Herkunft des Freundes der Tochter orientiert und in diesem Jahr muss die Herkunft des Verkäufers herhalten.
Da haben Leute Petitionen für ins Leben gerufen! Wegen Rassismus und Sexismus! Da fallen mir die Schuppen aus den Haaren.
Bemängelt wird, dass niemand mit offensichtlichem Migrationshintergrund mitspielt und dass gleichzeitig Menschen aus anderen Nationen gezeigt werden. Pauschalisierungen sind das Problem. „Der Japaner, der Sushi isst“ sorgt für Vorurteile. Aha. Weil der Verkäufer Italiener ist und das diesjährige Essen italienisch werden soll, wird der Verkäufer entmenschlicht. Soso.
„Kulturen sind keine Konsumgüter“ ist zu lesen. Die Darstellung in dieser Werbekampagne sei höchst rassistisch. Hm, na, wenn die das sagen…
An was für einem Mist geilen die Leute sich eigentlich noch auf?
Wo ist unser Selbstvertrauen hin?
Ich habe im Laufe der letzten zwei, drei Jahre mit vielen Menschen darüber gesprochen, wie sie diese ganzen Vorwürfe eigentlich sehen. Was mir dabei aufgefallen ist, kann man sehr einfach kategorisieren: Menschen, auch Frauen und Ausländer aller Art, egal ob migriert oder in zweiter oder dritter Generation hier, teilen sich hier in zwei Lager: die mit Selbstvertrauen verstehen die Welt nicht und die mit einem Knacks im Vertrauen zu sich selbst stimmen den „Mimimis“ zu.
Meine Aussage ist pauschalisiert? Naja, so malt sich das Bild aus immerhin weit über hundert Gesprächen. Natürlich haben die meisten irgendwo ein gewisses Grundverständnis. So ist es ja auch bei mir. Es gibt Dinge, die finde ich richtig. Zum Beispiel, dass man Ärzte und Ärztinnen sagt. Überhaupt, dass man bei gemischten Gruppen, für die es männliche und weibliche Einzelbezeichnungen gibt, auch beide nennt, wenn es auf die einzelne Person ankommt. Aber erstens nicht in jedem Fall und zweitens bitte nicht mit diesem krampfhaften Versuch der Vereinheitlichung durch „*innen“.
Nicht immer fällt die Sache mit dem mangelnden Selbstvertrauen auf den ersten Blick auf. Manchmal muss man sich mit den Menschen intensiver beschäftigen, die so sehr darauf pochen, dass unsere Sprache sich nicht nach und nach anpasst, sondern dass sie innerhalb weniger Jahre komplett umgekrempelt werden soll. Sprache ändert sich. Von alleine. Dazu braucht es nicht die Gewalt derer, die sich in ihrer Welt nicht anders zu behaupten wissen.
Alles zu kritisieren ist modern
Es gab auch in der Vergangenheit bereits Werbungen, die in der Luft zerrissen wurden, weil irgendwer in irgendeinen Ausdruck Rassismus hinzuinterpretieren wusste. Mit der richtigen Aussage an der richtigen Stelle ist der Zuschauer dann sehr schnell „geimpft“, auf diese Aussage fixiert, der Anker ist gesetzt. Und natürlich kassiert man auf diese Weise sehr schnell viele Nachahmer, Mitläufer.
Natürlich darf gerne und soll sogar darauf geachtet werden, dass nichts Überhand nimmt, wenn es anderen schaden kann. Aber wie einheitlich uniformiert und langweilig wird die Welt, wenn wir diesen Kritikwahn hinnehmen? Man darf auch diese ständigen Maßregelungen in Frage stellen.
Früher war alles besser
Nein. Früher war alles früher. Viele Werbungen und auch Aussagen von Politikern, Künstlern und anderen Prominenten waren nicht immer astrein. Und sie sind es auch heute nicht. Früher gab es mal diese Sendungen mit den witzigsten Werbespots der Welt. Mit den heute glattgeschliffenen und gesetzlich gemaßregelten Kampagnen kaum noch vorstellbar.
Witze, die auf dem Missverständnis aufbauen, ob es sich bei einem Arzt oder Polizisten um einen Mann oder eine Frau handelt, darf man ja kaum noch erzählen.
Dass eine deutsche Apotheke mit dem Namen Mohren-Apotheke sich nach diversen Querelen in Ohren-Apotheke umbenennt, finde ich schon massiv lächerlich und dass der traditionelle zwarte Piet in den Niederlanden abgeschafft wird, finde ich ungeheuerlich. Immerhin ist dieser Helfer des Sinterklaas, der niederländischen Version des Nikolaus, eine in der Bevölkerung sehr beliebte Figur. Jaja, er hat ein braunes oder schwarzes Gesicht und trägt die Kleidung eines Dieners des 16. Jahrhunderts. Na und? Er ist der Helfer und früher waren Helfer eben Diener. Mit dem Verbot negiert man die Vergangenheit. Diejenigen, die das fordern, wollen offensichtlich vertuschen, was war. Im krassen Gegensatz dazu und auch im krassen Gegensatz zu der hiesigen Mohren-Diskussion sehe ich die ultimative Pflicht, immer und immer wieder an Verbrechen erinnert werden zu müssen, die selbst meine Eltern nicht miterlebt haben.
Hier ist ein Mensch
In den 1960er Jahren sang Peter Alexander „Hier ist ein Mensch, schick‘ ihn nicht fort, Du hast ein Haus, öffne die Tür“. Es würde völlig genügen, wenn wir ein wenig nach diesem heute etwas schmalzig klingenden Titel handeln würden. Peter Alexander sang nicht von Farbe, Herkunft oder Religion. Er musste nicht betonen, ob es sich um Männlein oder Weiblein handelt und er musste keine Traditionen zerstören.
So ähnlich sehe ich es auch mit der Frauenquote. In der Firma, in der ich arbeite, haben wir Administratoren gesucht. Wir haben 100% aller weiblichen Admins eingestellt. Ihr Lebenslauf passte, ihr Wissen war ein Gewinn für uns. Ist es immer noch.
Als Consultant haben wir auch eine Frau eingestellt. Zu dem Zeitpunkt 100% aller Bewerberinnen. Ok, sie genügte am Ende unseren Anforderungen nicht. Das passiert.
Frauen in Vorständen. Es gibt sie. Und meinetwegen darf es noch viel mehr davon geben. Wenn ich allerdings Personalentscheider wäre, würde ich auf die Qualifikationen schauen. Was finden wir dort? Die Auswahl unter Frauen ist wesentlich geringer als unter Männern. Und die Streuung in der Eignung ist ähnlich. Wieso also sollte ich Frauen in hohe Positionen setzen, wenn die Qualifikation von männlichen Bewerbern höher ist?
Und Du als Frau: jetzt mal im Ernst: willst Du, dass Deine Leistung anerkannt wird oder reicht es Dir, die Quotenfrau zu sein? Wenn es die Leistung sein soll: bitte. Mach Dein Ding und Du wirst den Erfolg haben. Und inspiriere gerne andere Frauen, es Dir gleich zu tun. Aber lass Dich nicht auf das Niveau einer Quotenfrau drücken.
Mir ist es relativ egal, wo ein Mensch herkommt, welchen Geschlechts oder welcher Religion er ist. Ja, er. Der Mensch. Wenn Du mir jetzt auch noch „die Menschin“ andrehen willst, verklage ich Dich wegen groben Unfugs und Verbrechen an der deutschen Sprache.
Diejenigen, die die deutsche Sprache derart verkomplizieren, machen es gleichzeitig Migranten wesentlich schwerer, die deutsche Sprache in akzeptabler Zeit halbwegs passabel sprechen zu können.
Denk mal drüber nach!
Jörg